Können Hände Holz zum Klingen bringen? Ja! Aus Holz stellt der Harfenbauer Jonathan Corbinian Dentler in seiner Werkstatt edle Harfen in Handarbeit her. Den Schwerpunkt seines Schaffens stellen moderne keltische Harfen in verschiedenen Ausführungen dar. Dabei ist es ihm ein großes Anliegen die Instrumente individuell für jede Musikerin/jeden Musiker zu bauen, wodurch jede Harfe zu einem eigenständigen Kunstwerk wird. Ausgewählte Hölzer bringt der Harfenbauer durch sauber geführte Schnitte in klare Formen, sodass sie später als Harfe zu klingen beginnen.
Neben den modernen keltischen Harfen ist der Nachbau von historischen Harfen ein weiteres Schaffensgebiet des Harfenbauers Jonathan Dentler. Beim Nachbau historischer Instrumente arbeitet der Instrumentenmacher mit ikonographischen Quellen sowie vorhandenen Originalen. Relevant ist dabei die Kenntnis der Spieltechniken, des musikalischen Repertoires, der Handwerkstechniken sowie vorhandener Materialien der jeweiligen Zeitepoche.
Jonathan Dentler stellt seine Harfen mit viel Liebe zum Detail her. Seinen Musikinstrumenten kommt zugute, dass der Meister selbst seit seinem 8. Lebensjahr Harfe spielt. Dadurch kann er wichtige Qualitätskriterien wie Ergonomie, Spielbarkeit und den Klang der Instrumente optimal selbst einschätzen.
Nach der Berufsausbildung zum Zupfinstrumentenmacher entschied sich der Handwerkergeselle Jonathan Dentler zu einem vierjährigen Bachelor-Studium im Musikinstrumentenbau an der Fachhochschule in Markneukirchen, Vogtland. Durch das Studium erwarb er sich ein breitgefächertes Fachwissen in den Bereichen der musikalischen Akustik, Musikinstrumentenkunde und -geschichte und natürlich im Instrumentenbau. Parallel zum Studium absolvierte der Harfenbauer bei der Handwerkskammer Chemnitz die Prüfungen für den Meisterbrief im Zupfinstrumentenmacherhandwerk.

Foto: Wilhelm Wekwart
Ein kleiner Blick in die Atelier-Werkstatt in Haslach: Beim Eintreten in die Werkstatt strömt dem Besucher zunächst der Duft von verschiedenen Hölzern in die Nase, heute dominiert ein angenehmes Kirscharoma das sich im Raum ausbreitet. Jonathan Dentler hat soeben die Teile für einen Harfenhals zurechtgesägt und geschliffen. Nun bohrt der Harfenbauer konzentriert Löcher für die Stimmwirbel in den Hals. Im Anschluss nimmt er ein langes Teil aus kleinen, dünnen Fichtenbrettern zur Hand und erklärt ruhig, dass dieses Teil, das Herzstück der neuen Harfe sein wird: die Resonanzdecke. Dünn genug um zu klingen, dick genug um dem jahrelangen Saitenzug von mehreren hundert Kilo standzuhalten. Beim Anklopfen erklingt ein glockenreiner Ton. Noch ein paar Hobelstöße und das Ergebnis ist perfekt. Jonathan Dentlers Hand streicht in Gedanken über das Holz, um im Anschluss den Brandstempel seiner Werkstatt in die fertige Resonanzdecke einzubrennen – es riecht nach einem Hauch von verbranntem Holz. Bevor der Harfenbauer die Resonanzdecke mit dem Zargenkranz und der Rückwand zum Korpus verleimt, streicht er den fertigen Zargenkranz von innen mit einem aromatisch duftenden Benzoelack aus …
Im Jahr 2014 wagte der Zupfinstrumentenmachermeister Jonathan Corbinian Dentler nach seiner langjährigen Ausbildung und einer anschließenden Angestelltentätigkeit im Gitarrenbau den Schritt in die Selbstständigkeit. Seitdem stellt er in seiner eigenen Harfenbauwerkstatt – im Spannungsfeld zwischen Statik und Ästhetik – feine Künstlerharfen her und verleiht damit jedes Mal einer Musikerin/einem Musiker eine neue Stimme.
Vor und während des Studiums arbeitete ich in der Werkstatt des Harfenbauers Bernhard Schmidt in Kißlegg und Lauterbach mit. Bernhard verdanke ich sehr viel praktisches Wissen im Bau und im Umgang mit Harfen. Leider ist der Harfenbauer Bernhard Schmidt am 18. September 2018 ist der im Alter von 66 Jahren nach längerer Krankheit verstorben.